Mikronährstoffe und Ernährung – das Wichtigste im Überblick:
- Die Natur als Vorbild: Unser Körper ist evolutionär auf die komplexe Zusammensetzung natürlicher Lebensmittel eingestellt. Die sogenannte „natürliche Matrix“ beschreibt das fein abgestimmte Zusammenspiel aller lebenswichtigen Nährstoffe – inklusive Mikronährstoffe – so wie sie in naturbelassenen Lebensmitteln vorkommen.
- Wirkung durch Synergie, nicht durch Isolation: Mikronährstoffe wirken nicht isoliert. Erst im Zusammenspiel mit Enzymen, Makronährstoffen und sekundären Pflanzenstoffen entsteht die ganzheitliche Wirkung – zum Beispiel auf den Stoffwechsel, die Immunabwehr und die Zellregeneration.
- Herausforderung moderne Ernährung: Verarbeitete Produkte, Zeitmangel und einseitige Gewohnheiten erschweren es, ausreichend Mikronährstoffe aufzunehmen. Gleichzeitig unterschätzen viele die Komplexität moderner Ernährungsforschung – und verlassen sich auf vereinfachte Aussagen oder kurzfristige Trends.
Über Gast-Prof. Dr. Werner Seebauer Experte für Präventionsmedizin, Ernährung und Leistungsoptimierung
Prof. Seebauer steht wie kaum ein anderer für fundiertes Ernährungswissen und ganzheitliche Gesundheitsförderung und Prävention. Er war lange Jahre Gast-Professor an der Europa- Universität Viadrina beim Weiterbildungsstudiengang „komplementäre Medizin“ für Ärzte. Aktuell bringt er als Gast-Prof. und Leiter der Präventionsmedizin in der New European Surgical Academy und der ISBA University of Cooperative Education Freiburg sowie Studienleiter des Verbandes Deutscher Präventologen ernährungswissenschaftliches Know-how in der Lehre und Praxis zusammen.
Für die Österreichische Gesellschaft für Sporternährung ist er wissenschaftlicher Beirat und Mitautor beim „Lehrbuch der Sporternährung“. Er war selbst Leistungssportler im brasilianischen Nationalkader für Langstrecken-Outrigger-Rennen (Ocean-Paddel-Competitions) – was ihn zusätzlich besonders nahbar und spezialisiert macht, wenn es um praktische Ernährungstipps und die Leistungssteigerung durch Vitalstoffe der Nahrung geht.
Seine Mission: Menschen zu einem gesünderen Lebensstil zu inspirieren – und wissenschaftlich fundiert, alltagstauglich die State of Science der Ernährung zu erklären. Daher schreibt er auch gerne für uns Informationen zu den Ernährungsthemen und „komplexere Lehrbriefe“ im Zusammenhang mit der „natürlichen Matrix der Nährstoffe“, für alle, die mehr zu Ihrer Ernährung lernen wollen.
Inhalt
Vorwort
- Orientieren Sie sich bei Ihrer Nahrungsauswahl an den natürlichen Lebensmitteln
- Kombinieren Sie die Auswahl vielfältig
- Die veganen Lebensmittel sollten von der Menge her dominieren
- Alles sollte guter Qualität möglichst ohne Schadstoffe sein
Die natürlichen Lebensmittel liefern Ihnen tausende Nährstoffe. Daher macht es nicht viel Sinn, sich an einzelnen Vitaminen zu orientieren. Es gibt über 12.000 verschiedene Sekundäre Pflanzenstoffe. Je mehr verschiedene vegane Lebensmittel unterschiedlicher Farben, Geschmack- und Aromastoffen Sie kombinieren und konsumieren, desto besser schützen Sie Ihren Organismus und verlangsamen Alterungsprozesse. In dem natürlichen Verbund wirken die Sekundären Pflanzenstoffe zusammen mit den Vitaminen und anderen Nährstoffen in einem synergistisch und harmonisch zusammen.
Was sollten Sie wissen, um gut beurteilen zu können, wie unsere „gesunde“ Ernährung sein sollte?
- Sie sollten die Bedeutung der natürlichen Matrix unserer Lebensmittel kennen – und den evolutionären Bezug
- Sie sollten wissen, dass es neben den Vitaminen und Mineralstoffen tausende Sekundäre Pflanzenstoffe gibt, die sehr wichtige Schutzfunktionen für unseren Organismus ausüben
- Sie sollten im Zusammenhang der Ernährung wissen, dass wir nicht auf Einzelstoffe schauen können, dass es ein Multifunktionskomplex ist; und die Ernährung interagiert mit komplexen biochemischen Funktionen vom Stoffwechsel, Immunsystems und vieler Organfunktionen;
und dies alles von weiteren Lebensstilfaktoren variabel abhängig ist - Sie sollten wissen, wie wichtig es ist, die Ernährung in guter Qualität und vielfältig zusammenzustellen, weil wir für die verschiedenen Schutzsysteme sowie die physische als auch kognitive Leistungsfähigkeit natürliche Lebensmittel mit vielen Vitalstoffen brauchen (insbesondere Sekundäre Pflanzenstoffe im natürlichen Verbund mit Vitaminen)
- Sie sollten wissen, wie und wo Sie Schadstoffe aus der Nahrung reduzieren oder meiden können
Das Immunsystem der Stoffwechsel und viele weitere Systeme des menschlichen Organismus benötigen seine evolutionär geprägte Nahrung – die Natürliche Matrix – nicht Einzelnährstoffe, um langfristig gesund und leistungsfähig zu sein. Die Orientierung an lediglich wenigen Mikronährstoffen wie Vitaminen oder Mineralstoffen ist irreführend und spiegelt nicht die echte Qualität eines Lebensmittels.
Es sind Untersuchungen und kontrollierte Studien erforderlich, die nach wissenschaftlichen Standards durchgeführt werden, um Fehlaussagen und falsche Zusammenhänge weitestgehend auszuschließen. Andernfalls besteht die Gefahr, Mythen zu glauben oder Wege zu gehen, die weniger gut oder sogar teils schädlich sind.
Unser Ziel sollte es sein, Aussagen mit hoher Beweiskraft (hoher Evidenz) treffen zu können, und selbst die effektiven Schutzfaktoren der Lebensmittel zu kennen
Mikronährstoffe
Sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in der „Natürlichen Matrix“ der Lebensmittel.
Während unsere Nahrung lediglich 13 bekannte Vitamine und 28 Mineralstoffe sowie Spurenelemente umfasst, enthält sie über 12.000 sekundäre Pflanzenstoffe mit sehr wichtigen Funktionen.
Statt Hochdosis, Interaktion und Synergismus
Nicht die hohe Dosis einzelner oder weniger Stoffe, sondern Interaktionen und Wechselwirkungen vieler Stoffe in niedriger Dosis sind entscheidend.
In den niedrigen Konzentrationen der tausenden Mikronährstoffe in natürlichen Lebensmitteln verstärken sich diese Stoffe gegenseitig in ihren Schutzwirkungen. Sie weisen einen Synergismus auf, der weitaus stärkere Effekte erzielt als hochdosierte Einzelstoffe und zudem weniger unerwünschte Nebenwirkungen verursacht.
Interaktionen zwischen Lebensmitteln
„Low Dose“ der einzelnen Stoffe aus einem Multikomplex „Natürlicher Matrix“ tausender zusammenwirkender Stoffe.
Nicht „High Dose“ aus Nahrungsergänzungen oder künstlich Nahrungsprodukten zugesetzt.
Je mehr Sie gleichzeitig kombinieren (vegane Lebensmittel dominierend), desto besser!
Am besten verschiedene Farben und verschiedene Aroma- bzw. Geschmackstoffe aus der natürlichen Nahrung.
Wichtige Stichpunkten und Leitsätze zusammengefasst für den schnellen Überblick:
1. Ernährung und Biochemie:
- Die Biologie und Biochemie erfordern das Zusammenspiel vieler Nährstoffe, Enzyme und weiterer Faktoren, nicht die hohe Dosis einzelner Substanzen. „Low Dose“ der „Natürlichen Matrix“ statt „High Dose“ in Supplements.
- Präparate mit hohen Dosen einzelner Mikronährstoffe können nicht die gleiche Wirkung erzielen wie die natürlichen Multikomplexe aus der Nahrung, d.h. wie durch tausende Stoffe, die synergistisch in niedrigen Dosen wirken.
- Hohe Dosen von Präparaten können auch unerwünschte Nebenwirkungen haben, während natürliche Lebensmittel mehr positive Wirkungen mit höherer Sicherheit bieten.
2. Sekundäre Pflanzenstoffe und natürliche Matrix:
- Die benötigte Dosis der Sekundären Pflanzenstoffe ist nicht definierbar, aber man weiß, dass sie bei Stressbelastungen (Umweltbelastungen etc.), wie in Industrieländern allgegenwärtig, für die Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention sogar in bestimmten Bereichen wichtiger als Vitamine sein können.
- In der natürlichen Matrix wirken die Vitamine und Sekundären Pflanzenstoffe immer in einem aufeinander abgestimmten Zusammenspiel vieler Nahrungsbestandteile.
- Die natürliche Ernährung ist wie ein Orchester, bei dem alle Komponenten harmonisch zusammenwirken müssen, um optimal zu funktionieren. Einzelne zu hoch dosierte Komponenten stören bzw. verhindern die Harmonie.
3. Nahrungsergänzungen und Studien:
- Häufig werden Studien mit Einzelkomponenten wie Vitaminen oder Mineralstoffen durchgeführt, es sind jedoch Studien, die wenig Teilnehmer und meist eine kurze Laufzeit haben.
- Diese Studien sind oft nicht nach den strengen Kriterien konzipiert (randomisiert, und doppelt blind Placebo kontrolliert), so wie wissenschaftliche Studien bei Wirkungsuntersuchungen von Stoffen sein müssten.
- Viele Ergebnisse beruhen auf Grundlagenforschungen, die in vitro (Labor) an Zellen oder an Tieren durchgeführt wurden, ohne die interagierenden Wirkungen im menschlichen Körper zu erfassen. Und viele Ergebnisse stammen aus Untersuchungen, die nur gering relevante oder gar irrelevante Parameter analysiert haben.
- Einzeln eingenommene Mikronährstoffe ersetzen nicht die natürliche Vielfalt an Vitalstoffen aus der Nahrung, die zwar in niedrigen Dosen zusammenwirken, doch über den Synegismus viel mehr Schutzeffekte erzielen, wenn die Lebensmittel vielfältig und ausgewogen konsumiert werden (Ernährungspyramide / Ernährungskreis).
- Als zeitlich passagere Therapie, komplementär zu anderen Maßnahmen, können auch mal einzelne Nährstoffe ergänzt werden, dies sollte jedoch unter strengen Kontrollkriterien (Verlaufskontrolle in Blutanalysen) stattfinden.
4. Convenience-Produkte und Haltbarkeit:
- In stressigen Zeiten, in denen eine gesunde Ernährung schwer umzusetzen ist, können Convenience-Produkte eine sinnvolle Option sein, solange sie aus natürlichen, wertvollen Zutaten bestehen und die Vitalstoffe erhalten bleiben.
- Es sollte darauf geachtet werden, dass diese Produkte schonend verarbeitet und die Bioverfügbarkeit der Vitalstoffe erhalten bleibt (z. B. durch Trocknen oder Einfrieren).
- Traditionelle Methoden der Lebensmittelkonservierung, wie schonendes Trocknen oder wie das entwickelte Gefriertrocknungsverfahren, sind effektiv, um die Nährstoffe zu bewahren.
Zusammenfassung der zentralen Punkte:
- Nahrungsergänzungsmittel sind oft nicht die beste Lösung, da sie isolierte Mikronährstoffe in hohen Dosen enthalten, wie sie in der natürlichen Nahrung so nicht vorkommen. Die Kombination vieler Nährstoffe in niedrigen Dosen aus natürlichen Lebensmitteln wirkt synergistisch und ist gesünder.
- Sekundäre Pflanzenstoffe spielen eine wichtige Rolle für die Gesundheit, besonders in belastenden Lebensumständen, obwohl man nicht definieren kann, welche Dosis von welchen Stoffen gebraucht werden. Man weiß, dass die Sekundären Pflanzenstoffe in ihrer Vielfalt konsumiert werden sollten. Es sind die Farb- Aroma- und Geschmacksstoffe aus den veganen Lebensmitteln („Regenbogen Diät“); je mehr verschiedenes kombiniert wird, desto besser!
- Convenience-Produkte können eine nützliche Option sein, wenn sie richtig verarbeitet und aus natürlichen Zutaten hergestellt werden.
- Ernährungsstudien, die auf Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention abzielen, erfordern eine komplexe Beurteilung der Ergebnisse und Interpretationen. Eine integrative („ganzheitliche“) Bewertung durch Experten aus verschiedenen Forschungsbereichen, die eng mit der Materie vertraut sind, ist dabei hilfreich.
Es wird immer empfohlen bei Krankheiten oder Beschwerden den persönlichen Arzt zu konsultieren.
Nutzungsbedingungen: Die Inhalte dieses Artikels oder Lehrbriefes dienen Bildungszwecken und stellen keine persönliche medizinische Beratung dar. Bei Fragen zu einer Erkrankung sollten Sie stets den Rat Ihres Arztes oder eines anderen qualifizierten Gesundheitsdienstleisters einholen. Es ist wichtig, dass Sie niemals den professionellen medizinischen Rat ignorieren oder zögern, diesen einzuholen, nur weil Sie etwas auf dieser Website oder den Informationsmaterialien gelesen haben. Die bereitgestellten Informationen dienen lediglich der allgemeinen Aufklärung und sollten nicht als Ersatz für eine persönliche Beratung durch qualifizierte medizinische Fachkräfte, die Sie vor Ort beurteilen können, betrachtet werden.


